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Nora Diehl, geboren in Salzburg, aufgewachsen in Niederösterreich.
Nach Jahren im Ausland – Belgrad, Sarajevo, Genf, Paris… lebt sie nun wieder in Wien.

WAS MACHT DAS, WAS ES IST

Nora Diehl lässt sich von unerwarteten Wahrnehmungen im Alltag leiten. Auf den ersten Blick orientiert sich ihre Arbeit an visuellen Phänomenen, an der zufälligen und weitgehend unbe- achteten Erscheinung sinnlicher Tatsachen. Reflexionen, Spiegelungen, die Art, wie Licht sich im Wasser bricht oder abstrakte Bildkompositionen an Wände wirft, faszinieren die Künstlerin.

Die Erfahrung des Visuellen, losgelöst von lebensweltlichem Realismus, war maßgeblich für die Entwicklung der modernistischen Kunsttheoreme. Licht und spiegelndes Wasser definierten den Impressionismus; die Fotografie des Weimarer Bauhauses erforschte die abstrakte Bildsprache von Lichtreflexionen. Diese Konzentration auf das Sichtbare bedeutet eine neue Beziehung zur gegeben Wirklichkeit.

Nora Diehl hinterfragt die bildhaften Eindrücke, sie untersucht und analysiert ihre Stofflichkeit, ihren Realitätsgehalt. Wesentlich ist hierbei die Spannung zwischen einem Objekt und der davon verursachten visuellen Wahrnehmung. Um diese Spannung auszuloten, nimmt die Künstlerin mitunter extreme Positionen und Aufnahmewinkel ein. Dabei unterwirft sie ihre Impressionen strengen Bildkompositionen oder nutzt in der Bildgestaltung methodische Paradigmen der Foto- grafie, ohne jedoch digitale Manipulationen vorzunehmen. Insbesondere durch die Drehung der Bildachse, durch Doppel- und Dreifachbelichtungen, sowie die Möglichkeiten des Ausschnitts aus dem Umgebungs-Kontinuum erscheinen die Bilder kaum mehr Beziehung zur physischen Realität zu haben.

Dies gilt jedoch nur scheinbar.
Das Bild einer Spiegelung in einer Pfütze vermittelt in seiner spontanen Manifestation seine erste Ursache, das heißt, die wiedergegebene Umgebung in Verzerrung und außerdem seine zweite Ursache, nämlich Licht, Wasser und den durchscheinenden Asphalt.

Die Fotografie macht diese materielle Ebene, welche bis in die dynamische Bewegung der Parti- kel dieser Realität reicht, transparent und holt gleichsam seine eigene Entstehungsgeschichte an die Oberfläche.

Die Intention von Nora Diehl zielt auf die wesentlichen Informationen ihrer Fotografien. Diese liegen in den Brechungen, den Reflexionen. Die Veränderung des Blickwinkels zeigt jenes Detail, in dem sich die Unendlichkeit der Strukturen wiederholt. Das Bild und das Abgebildete gehören der gleichen Natur an.

Daniela Hölzl

TEXTUREN

Nora Diehl bietet dem Betrachter die Ästhetik der Materie, der Elemente und der geometrischen Formen, verschlüsselt, in einer Art Rätsel an.
Ungreifbares wie Wasser und Schatten, Spiegelungen, geometrische Formen, Oberflächen, Texturen, Farbspiele, etc. werden in ihrer Abstraktheit durch ihre eigene Sichtweise eingefangen.
Mit Mitteln der Ästhetik und ausgeklügelter Raffinesse wird der Betrachter zu einer verfremdeten, neuen Sicht geführt und verzaubert.
Ihre Absicht ist es, den Betrachter mit Hilfe ihres Objektivs in eine andere Welt abzuholen.

Gisela Podreka

NORA DIEHL

„…Das Licht der Bilder Nora Diehls oder vielmehr das Licht in den Bildern Nora Diehls ist hell, polychrom, leuchtend und dennoch buchstabiert es die Schwerkraft der Welt, wenn wir die Vokabeln verstehen. Verstehen können wir naturgemäß erst nach einer Lektion. 
Und diese Ausstellung ist eine Lektion. Für uns Schauerinnen und Schauer. Ich kann es auch anders sagen. Die Künstlerin gibt der Zeit ein Profil.
Ihren Längsschnitt und Schattenriss. 
So kann die Zeit nicht mehr den Archiven des Vergessens anheimfallen…“

Janko Ferk

ABSTRAKT – REAL

Nora Diehl fixiert Licht. Das Ungewöhnliche daran ist, dass Licht für sich nicht sichtbar ist. Sichtbar wird Licht erst in
Verbindung mit Materie, an Architektur, in der Natur, an Alltagsgegenständen. Genau jene Phänomene, die ständig präsent sind und vielleicht deshalb kaum Beachtung finden, stehen im Fokus der Künstlerin – Spiegelungen, Schatten, Sonnenlichtprojektionen. In einem mehr malerischen als fotografischen Prozess löst sie gewöhnliche Lichterscheinungen aus ihrem Alltag und macht sie zu den Protagonisten ihrer abstrakten Fotografie, zu neuen eigenständigen Konzentraten puren Lichts.

Victoria Coeln

REFLEXIONEN

…Wie der Titel „Spiegelungen“ vermuten lässt, ist das Hauptthema der Fotografin Nora Diehl das Licht, genauer gesagt flüchtige Phänomene, das Spiel von Licht und Schatten auf scheinbar unspektakulären, alltäglichen Gegenständen oder all das, was Licht in Verbindung mit Wasser hervorrufen kann. Fast alle Arbeiten in dieser Ausstellung – und es ist mit fast 60 Bildern die umfangreichste, die wir bisher in der Vinothek hatten – enthüllen bei näherer Betrachtung ihren gegenständlichen Ursprung – manchmal bleiben sie aber auch rätselhaft. Auf jeden Fall wollen sie den Betrachter verzaubern und in eine Welt jenseits der alltäglichen Wahrnehmung entführen, eine Welt die uns ganz fremd erscheint, obwohl sie uns doch überall und jederzeit umgibt. …

…Wenn wir das auf die Arbeiten von Nora Diehl umlegen, so heißt das: Ein Naturwissenschaftler wird uns wahrscheinlich erklären können, wie das, was wir auf den Foto sehen können, entsteht, warum das so aussieht, wieso unter bestimmten Parametern wie Sonnenstand, Einfallswinkel, Tages- und Jahreszeit das Licht derartige Phänomene hervorbringt, aber kein Physiker der Welt kann den Zauber erklären, den diese Phänomene auf den künstlerisch empfindenden Menschen ausüben.

Was die Werke von Nora Diehl charakterisiert, ist, dass es ihr als Fotografin naturgemäß gelingt, vor ihren Motiven die Zeit anzuhalten. Licht verändert sich ständig, Wasser fließt, die Zeit verrinnt. Die Welten, die sie abbildet, offenbaren sich in Sekunden, oft nur in Bruchteilen von Sekunden.  Dadurch, dass bei den Serien, von denen hier etliche zu sehen sind, das Objektiv die unterschiedlichen Zustände der Spiegelungen und Reflexionen auf dem gleichen Objekt fixiert, offenbart es erst recht ihre Flüchtigkeit. „Sie gibt der Zeit ein Profil“ hat Janko Ferk zu ihren Bildern gesagt. …

Wolfgang Christian Huber